Idriss heiratet und ich bin dabei
Ich bin nun live bei den Feierlichkeitemn dabei. Ich denke, es ist ein guter GRund, eine live Bericht davon zu verfassen.
Ich bin als Fotograf und fahrer für die Anfahrt der Braut am Samstag vorgesehen.
Ich werde die 3 Tage live von der Hochzeit berichten.
Zuerst habe ich den Text und auch schon ein paar Bilder von der Hochzeit seines Bruders aufgeführt.
Lesen Sie nachfolgend die Schilderungen über die Hochzeit seines Bruders:
Leider bekomme ich die Fotos nicht in den Bericht hineinj. Das tut mir wirklich leid. Ichblasse aber die Bildunterschriften im Text.
Wenn Sie das Leben der Nomaden, die Hochzeitsrituale der Marokkaner im Süden, die marokkanische Küche selbst kochen, das Leben der Atlasberber und die südmarokkanische Grabkultur kennenlernen möchten, dann sind sie bei Dr. Ammon Tours genau richtig.
Unser marokkanischer Führer Idriss heiratet während dieser Tour. Wir haben einen kostenlosen Tag in Ait Ouarzag zugefügt, damit wir alle genügend Zeit haben, die Hochzeit vollständig zu erleben.
Nachfolgend haben wir einen Text über den Hochzeitsbrauch im Süden Marokkos zusammengestellt.
In kleinen Geschichten verpackt oder als bloße Schilderung präsentieren wir Ihnen diese Kostproben aus dem prallen Leben im Süden Marokkos.
Die Namen sind frei erfunden, die Geschichten und die Orte des Geschehens sind authentisch – es ist die Hochzeit seines Bruders.
Dank unseres marokkanischen Führers Driss Ferdou aus Ait Ouarzag, seinem südmarokkanischen Wohnort, lernen unsere Gäste das Leben der einfachen Marokkaner kennen.
Marokkanische Hochzeit im Süden Marokkos erleben
Lange Zeit zuvor beginnen die vorbereitenden Gespräche für diese Heirat. Mohamed, der 25jährige zukünftige Bräutigam beschließt nach Beratung mit allen Familienmitgliedern, zu heiraten. Die Familie findet die Idee gut und eines Tages begeben sich die Schwester, die Mutter und der Vater gemeinsam auf Brautschau.
Ortseingang in Ait Ouarzag, im Hintergrund Gebirgslandschaften
Mit einem Auto fährt man in einen nahe gelegenen Ort und erkundigt sich bei Dorf Chef, ob es hier wohl heiratswillige Frauen passenden alters gibt. In unserem Falle wurde die Anfrage bejaht.
Nun wird man bei der vom Dorf Chef genannten Familie mit der heiratswilligen Tochter, nenne wir sie Fatima, vorstellig und vereinbart einen Termin, bei dem alles Notwendige für eine Hochzeit besprochen werden soll.
Junge Frauen aus Ait Ouarzag in der Kasbah des Bräutigams
Da nun die Brautschau offensichtlich von Erfolg gekrönt war, fährt man mit dem Auto wieder heimwärts.
Der Gesprächstermin mit den zukünftigen Schwiegereltern und der zukünftigen Braut rückt näher, Geschenke werden als Mitbringsel beschafft und schon sitzen die Schwester, die Mutter, der Vater und der zukünftige Bräutigam im Zimmer der heiratswilligen jungen Frau.
Nun wird geprüft aus welches Umfeld die Auserwählte kommt und ob sie zur Familie passt, denn die Frau muss ja zur Familie des zukünftigen Mannes ziehen und sie wird mehr Zeit und Arbeit mit ihrer Schwiegermutter und der neuen Familie verbringen , als mit ihrem Mann.
Die letzte Entscheidung lag bei Fatima: ja, sie wollte Mohamed heiraten. Zu allerletzt wurde noch ein Hochzeitstermin vereinbart.
Nach dem erfolgreichen Heiratsgespräch verlässt Mohamed mit seinen Familienangehörigen die zukünftigen Schwiegereltern und begibt sich auf die Heimreise.
Nun beginnen in beiden Familien die Hochzeitsvorbereitungen, die ganze 3 Tage in Anspruch nehmen werden. Drei Tage vor dem vereinbarten Hochzeitstermin beginnen in beiden Familien die Feierlichkeiten, die sich inhaltlich gleichen. Deshalb beschreibe ich nur die Feierlichkeiten beim Bräutigam.
Landschaft bei Ait Ouarzag
Am ersten Tag, also 3 Tage vor dem eigentlichen Ereignis reist der Besucherstrom der Verwandten und Bekannten, die Mohamed sehen und gratulieren wollten nicht ab. Die
Musikanlage des Bruders, der mit dem Reiseveranstalter oft in Deutschland weilt, spielt lautstarke Berbermusik. Die Frauen und Männer tanzen und singen fröhlich stundenlang. Mohamed rührt das offensichtlich überhaupt nicht – er beteiligt sich nicht.
So um zehn Uhr abends werden die Gäste im Haus bewirtet.
traditionelles Essen, meistens ein wohlschmeckender Kus Kus, der mit Rosinen garniert wird, mit Fleisch und Soße. Die Frauen des Dorfes haben das Essen gemeinsam mit den Gastgebern seit Stunden zubereitet. Gegessen wird mit den Händen, Besteck gibt es nicht. Die Hände werden zuvor sorgfältig gewaschen, wozu reihum ein Becken und Seife gereicht wird. Aus einer Kanne wird langsam warmes Wasser über Es gibt ein die Hände gegossen. Handtücher fliegen durch die Luft – zum Hände Abtrocknen!
Erst um vier oder um fünf Uhr früh gehen die Gäste nach Hause.
Am anderen morgen Früh ca. 8 Uhr treffen die Verwandten und Bekannten wieder in der Kasbah (Lehm Burg – Behausung der Berber im Süden) der Familie des Bräutigams ein. Am 2. Tag werden die Männer des Dorfes in die Familie eingeladen.
Alle Gäste sind nun mit dem Kochen des Mittagessens für die vielen Männer des Dorfes in der Küche der Gastgeber beschäftigt.
Es wird fleißig gearbeitet
16 Uhr fährt die Familie des Bräutigams mit Brautgeschenken zur Familie der Braut. Im Gepäck der Familie befinden sich ein Hammel, Kleidung und noch einige andere praktische Dinge für den Haushalt.
Nach der Ankunft bei der Familie der Braut wird ein Tee gereicht und danach der Hammel geschlachtet. Ein festliches Mahl wird gemeinsam zubereitet. Die Feierlichkeiten dauern bis ca. 3 Uhr morgens an. Die Gäste schlafen im Haus der Gastgeber.
Tagine mit Kus Kus nach Art des Hauses
Am 3. Und wichtigsten Tag erreicht die Feierlichkeit den Höhepunkt.
Gemeinsam mit den Gästen begibt sich nun die Gesellschaft auf den Weg zum Bräutigam. Das erfolgt mit allen Kraftfahrzeugen, die zur Verfügung stehen. Mit marokkanischen Fahnen geschmückt mit Trommeln und Kastagnetten ausgerüstet wird lautstark hupend die Gesellschaft oft viel zu schnell fahrend in die Nähe des Bräutigams transportiert.
Von weiten schon sieht man die Dorfbewohner des Dorfes, indem der Bräutigam wohnt, Fahne schwenkend die herannahende Gesellschaft bereit, diese zu empfangen. Lautstark, was da Zeug hergibt, wird mit Trommeln und Schellen die Braut und deren Verwandtschaft empfangen. Mohamed ist auch unter der lärmenden Gesellschaft.
Empfang des Brautpaares in Ait Ouarzag
Das Brautpaar setzt sich nun gemeinsam in das schönste Auto, was man zu bieten hat. Der Weg des Autos indem das Hochzeitpaar sitzt, führt nun 3-mal um die Moschee herum. Ihm folgt alles was Beine und Räder hat – dreimal um die Mosche herum.
Trommeln und Schellen wird das Brautpaar von der Dorfbevölkerung begrüßt
Einfahrt in die Kasbah der Eltern des Bräutigams
Tief vermummt kommen das Brautpaar im Auto an
Danach werden Mohamed und Fatima ins Haus des Bräutigams geführt - die tief verschleierte Braut und der Bräutigam mit der ins Gesicht gezogenen Kapuze.
Nun naht der Höhepunkt der Hochzeit – die Hochzeitnacht!
Zuvor aber gibt es ein von der Familie vorbereitetes festliches Essen aus mehreren Gängen, für die große Hochzeitsgesellschaft.
Vielleicht an die hundert Frauen und Männer verbrachten so drei Stunden: singend, redend, schweigend, Tee trinkend. Immer wieder einmal legt sich jemand hin,
Beide werden in die Kasbah geführt
um ein bisschen zu dösen. Es gibt selbstgemachten Kus Kus mit Fleisch mit einer köstlichen Soße, dazu Brot. Älter Frauen sieht man immer wieder Fleisch in ein Säckchen knapp unter dem Tisch stecken. Diese Frauen, die aufgrund fehlender Zähne das Fleisch nicht essen können, dürfen ihren Anteil mitnehmen, um ihn zuhause zerkleinert zu verspeisen. Als Nachtisch gab es Früchte, Gebäck und natürlich Tee.
Nach dieser Kräftigung geht es ab in die Betten. Halt, das gilt nicht für alle! Nur das Hochzeitspaar darf die himmlischen Freuden nun erfahren.
Dazu werden beide ins Haus des Bräutigams geführt.
Zum Zeichen der Jungfräulichkeit der Braut darf der Bräutigam das mit Blut getränkte Tuch der Gesellschaft jubelnd zeigen.
Ein Raunen geht durch die Gesellschaft und ab 22 Uhr beginnt eine Disco fürs ganze Dorf und alle, die da kommen möchten.
Es wird ausgelassen gefeiert
Diese Disco findet natürlich im Freien statt. Dazu wird das gesamte Inventar der Gastgeber aus der Kasbah geräumt. Teppich ausgebreitet und alle Sitzgelegenheiten im Freien aufgestellt. Damit es schön hell wird, wenn die Sonne untergeht, werden Generatoren besorgt und auf das Dach der Kasbah gestellt werden um die Hochzeitsgesellschaft und ihre Gäste ordentlich auszuleuchten.
Eine bestellte Musikgruppe spielt für die Gäste von 22 Uhr bis früh 5 Uhr, ohne Pause
Gesellschaften von über 300 Personen sind hier keine Seltenheit. Nur zu beachten gilt, dass Mann mit Mann tanzt, und Frau mit Frau! Ausnahmen sind nur das Hochzeitspaar selbst und Paare die zur Verwandtschaft gehören und verheiratet sind.
Sängerinnen begleiten die Musiker
Ausgelassene Tanzstimmung bei den Frauen
Frauen und Kinder lauschen der Musik
Alle Kinder sind, wie immer in Marokko, herzlich willkommen.
Kinder aus Ait Ouarzag
3 Uhr nachts werden Mohamed und Fatima in die Kasbah geholt.
Erfahrene Hennamalerinnen färben nun die Hände und Füße der beiden mit breiartiger grüner Henna. Sie malen bedeutsame Muster auf diese Körperstellen. Der grüne Brei bleibt eine ganze Weile auf der Haut, wird dann abgewaschen und erzeugt für ca. 7 Tage eine rote Färbung der gemalten Muster auf der Haut. Dies machen nur verheiratete
Das Brautpaar
Frauen. Man sah an den Reaktionen und an Fatimas Tränen, dass dies eine sehr wichtige und emotionale Szene war.
Anschließend gibt es für beide Milch und Datteln zur Stärkung.
Am 4. Tag da geht es lustig zu. Alle, das Brautpaar, die Kinder und alle Dorfbewohner sind eingeladen, zum Fluss zu gehen.
Einer der Dorfbewohner hat sich die Djellaba (Kapuzenmantel) übergestülpt. Nur das Brautpaar kennt seinen Namen. Die Kapuze tief im Gesicht. Gezogen, für keinen erkennbar, schleicht er mit den Dorfbewohnern mit an den Fluss. Kaum ist man am Fluss
Hier werden Milch und Datteln gereicht
angelangt, schon werden Eimerladungen von Wasser herumgespritzt. Jeder macht mit und da kommt so richtig Stimmung auf.
Der „Kapuzenmantelmann“ kommt nun auch noch zur Aktion: In seiner Kapuze hat er Nüsse und Mandeln getragen, die er nun wild zur Freude der Bevölkerung umherwirft. Jeder versucht diese zu erhaschen.
Eine Woche lang wird Besuch empfangen, und die Nachbarn laden der Reihe nach das Paar zu sich ein. Jeden der sieben Tage muss die junge Frau ein neues Kleid tragen. Fatima lebt nun fortan im Haus des Bräutigams. Die Familie von Mohamed besteht aus Vater, Mutter, eine unverheiratete Tochter und dem größeren verheirateten Bruder mit seinen Kindern.
Die drei Frauen werden nun alle Arbeiten im Haus und in der Oase erledigen, also jeden Tag abwechselnd wieder dieselbe: um 6 Uhr früh mit dem Esel in die Oase reiten, um Futter für die Kühe zu holen. Frühstück machen, die Schafe einige Stunden hüten und dabei Gras sicheln, das Mittagessen kochen, waschen, Holz fürs Brot backen suchen usw. In freier Zeit wird gesalzene Butter hergestellt, die als Notvorrat zehn Jahre und länger hält. Um 18 Uhr gibt es Kaffee, vielleicht ist Besuch da oder man besucht jemanden. Um 22 Uhr Abendessen, dann Abwasch, um 23 Uhr ist Nachtruhe.
Vor dem Hochzeitsfest hat das Paar den offiziellen Ehevertrag unterzeichnet. Darin wird unter anderem festgehalten, wie viel Geld die Frau im Falle einer Trennung erhält. Oft sind es so um die 1000 € - zusätzlich zahlt der Vater für die Kinder, bis sie 18 Jahre alt sind.
Mohamed VI, der junge König hat mit Fundamentalismus nichts im Sinn. Und seine aus bürgerlichen Haus stammende Frau ist berufstätig – ein gutes Zeichen. Noch eine Generation vorher war es ganz anders: die Frau des Königs, Mutter des jetzigen Königs, trat ganz traditionell nie in der Öffentlichkeit auf, es gab von ihr kein einziges Foto. Heute sind 35% der Lehrstühle an den Universitäten von Frauen besetzt (5% in Deutschland!). Auf der anderen Seite können ca. 68% der Bevölkerung nicht lesen und schreiben, meist Frauen. Der Anteil von Schülerinnen an höheren Schulen beträgt 40%. Eine Welt der vielen Gegensätze. Traditionelle und moderne Werte nähern sich an.
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